CHAPTER I: (1590-1820)




Cotton Mather (1702)

Etwa zeitgleich mit den ersten Periodika, welche Neuigkeiten aus England und der Welt brachten, veröffentlichte Cotton Mather, der mächtigste Geistliche aus Boston, eine Sammlung von seltsamen Ereignissen unter dem Titel The Wonders of the Invisible World (1692). In ihr taucht als Einleitung eine der ersten gedruckten Geistergeschichten aus den Kolonien auf, das wundersame Ereignis, in dem einem Mann in Boston sein Bruder in London erscheint, zu genau demselben Zeitpunkt, an welchem dieser in London ermordet wird. Ort und Zeit werden genau angegeben, die Umstände wie Kleidung, Wundmal, Mordwaffe, Zeugen beschrieben, und die Wahrhaftigkeit der „Erscheinung“ wird ein Monat später „by common means of Communication“, also den neuen Zeitungen bestätigt. Mather selbst fügte noch eine weitere Bestätigung und die Quelle dieses Berichts hinten an. Wunderbare Koinzidenz sollte Kausalität suggerieren. Charles Brockden Brown oder Poe hätte es nicht besser machen können.

Politisch schloss Mather dann weitere Zeugnisse über seltsame Ereignisse aus der Gemeinde Salem (Abkürzung für Jerusalem) an, welche die Anklage einer Reihe von Frauen und Mädchen als Hexen unter satanischem Einfluss stützen sollten. Die Zeugnisse werden zwar wie in einem ordentlichen Gerichtsverfahren abgewogen, aber deutlich wird auch, wie persönliche und finanzielle Verhältnisse in der Kleinstadt das Verfahren bestimmten. Patriarchat, Armut und lokale Grundstücksverhältnisse spielten eine erhebliche Rolle (Boyer/Nissenbaum 1974). Die Idee, in den Kolonien ein neues Jerusalem, als "Zion", zu errichten, blieb Utopie - Anfang eines protestantischen Zionismus.

Es war eine Zeit, zu der die schwindende Kontrolle über die Gemeinden sichtbar wurde (die jungen Mädchen z. B. tanzten nachts im Freien). So griffen Prediger wie Mather zu Aberglauben und Dämonenfurcht, um ihre Autorität zu retten. „Geister-Evidenz“ wurde zugelassen. Insbesondere die Typen der Verhexungen (maleficia) würden lange noch in den Geister- und Horrorgeschichten des C19 nachwirken: der böse Blick, Wahnsinn, schwarze Katzen, Kräuter, Karbunkel usw. Angst sollte auch in den USA dem Erhalt von politischer Macht dienen.

Cotton Mathers Hauptwerk Magnalia Christi Americana (1702) warb für die großen Errungenschaften der puritanischen Kirchen in Amerika, verkörpert durch ihre Geistlichen. Ein frühes Propaganda-Werk. Sie waren Pilger Gottes (peregrini). (Der gelehrte Mather zitiert dazu neben vielen anderen auch Lukian). Die Pilgerväter wurden so Gründer Neuenglands. Mather pries die Siedlerkolonien um Boston herum als einen patriarchalischen „Gottes-Staat“. Da der Puritanismus bis heute die Kultur der USA nachhaltig prägt – nicht nur durch die fundamentalistischen Kirchen – lohnt es sich, detaillierter auf einige Prototypem der Sketch-Story in den den sieben Büchern der Magnalia einzugehen.

Americana“ ist eine davon. Mather versuchte hier, puritanische Legenden für dieses neue „Amerika“ zu schaffen. Er machte das typologisch durch Analogien zum Alten und Neuen Testament. Die Pilger sind aus Europa ausgezogen wie das Volk Israel aud Ägypten, sie sind das auserwählte Volk Gottes und sie stehen unter einem besonderen Vertrag mit ihm (covenant). Mather preist sie:


Amongst all that have suffered for and searched into these truths, they of New-England justly deserve and will have a name and a glory, as long as the earth shall have any remembrance of an English nation. After-ages will honour them for that great and high adventure of theirs in transporting themselves, their wives and little ones, upon the rude waves of the vast ocean into a remote, desolate and howling wilderness, and there encountring by faith and patience with a world of temptations and streights and pressing wants and difficulties .... (V, iv)


Der aufsteigende Nationalismus „einer englischen Nation“ gründet auf der Bibel. Zugleich auf Rassismus und Ungleichheit. Auf den Abenteuer-Einsatz (der an die merchant adventurers aus London erinnert) folgt das biblische Wort „howling wilderness“. Diese sogenannte „Wildnis“ enthielt zahlreiche urbane Zentren von Indianern, nicht in Mittelamerika und dem heutigen Mexiko, sondern auch am Mississippi-Fluss und seinen Zubringern. Zwischen der Mississippi Mündung und dem heutigen St. Louis (damals Cahokia) gab es zahlreiche städtische und dörfliche Siedlungen, welche in Kontakt mit den Hochkulturen Mexikos hielten (Mais-Anbau, Pyramidenbau, sprachliche und rituelle Entlehnungen). Sie nannten ihr Land „Turtle Island“ (Schildkröteninsel). Sioux-Stämme vermittelten die Kultur der sog. „fünf zivilisierten Stämme“ im Süden bis in den Irokesenbund und die algonkische Sprachgruppe im Norden. (Morris, Karte). Einige von ihnen hatten ihre eigenen Karten und eine schriftliche Literatur, welche ihre Geschichte bis in das C5 zurückführte. (Brotherston 1992, Kap. 1 und 7, Tafel 16a). Das war Mather unbekannt. In der Folgezeit musste diese Geschichte der urbanen Kulturen in Nordamerika unterdrückt werden. „Heulend“ diskriminierte die Gesänge und Tänze der Ureinwohner Nordamerikas. Zugleich wird eine typologische Parallele zur Versuchung von Christus in der Wüste gezogen:


It is written concerning our Lord Jesus Christ, "that he was led
 
into the wilderness to be tempted of the devil;" and the people of the Lord
Jesus Christ, "led into the wilderness" of New-England, have not only
met with a continual temptation of the devil there - the wilderness having
always had serpents in it - but also they have had, in almost every new
lustre of years, a new assault of extraordinary temptation upon them; a
 more than common "hour and power of darkness.“ 
(VII, i)


Die Typologie fügt zusammen: die Ureinwohner sind die Teufel. Unter ihnen auch Schlangen, wie im Paradies, also auch andere Versuchungen (der Frauenmangel in den Kolonien). Das Jesus Zitat (Lk 22:53) verdoppelt diese Analogie durch den Garten Gethsemane (der wiederum typologisch dem Paradies im AT entspricht). Das Überleben in der Wildnis (deliverance) wird fest zum Zeichen für ein auserwähltes Volk. 1970 veröffentlichte der Südstaaten-Poet James Dickey einen typologischen Abenteuerroman, betitelt Deliverance. Zur Zeit des Vietnamkrieges.

Die Parallele zu Israel geht noch weiter. Boston und dann Neuengland werden militant zur heiligen Burgfestung Jerusalems:


Once more, how many women have been made a prey to those brutish men that are skilful to destroy? How many a fearful thing has been suffered by the fearful sex, from those men that one would fear as devils, rather than men? Let the daughters of our Zion think with themselves what it would be for fierce Indians to break into their houses, and brain their husbands and their children before their eyes, and lead them away a long journey into the woods, and if they began to fail and faint in the journey, then for a tawny salvage to come with hell-fire in his eyes, and cut 'em down with his hatchet; or, if they could miraculously hold out, then for some filthy and ugly squaws, to become their insolent mistresses, and insolently to abuse them at their pleasure a thousand inexpressible ways; … (VII, App.)


„Our Zion“ ist Neuengland, die biblischen Töchter (!) Zions sind die puritanischen Mütter in den Siedlungen. Die Frauen werden von den tierischen Fremden entführt und vergewaltigt. Nationalismus, Patriarchalismus und Rassimus greifen nahtlos ineinander. Nicht nur in der Sklaverei, auch im Puritanismus liegt eine der Wurzeln des Rassismus, dessen Ausläufer die USA bis heute schwer belastet. Sein Ursprung liegt in der gewaltsamen Kolonisation und dem entstehenden kapitalistischen Weltsystem, welches Afrika und die beiden Amerikas zugleich kolonisiert (Wallerstein 2003, 69-99).

Zion und Jerusalem als die Stadt auf dem Berg (city upon the hill) wurden von Mather und seinen Gewährsleuten mehrfach verwendet: für die Stadt Boston, die kleine dörfliche Siedlung in der Wildnis (wie im Zitat oben) oder für ganz Neuengland. Den Gegensatz zwischen Stadt (city) und Land (wilderness) vermittelte das Dorf und seine Kongregation (Gemeinde). Hier entsteht der Prototyp für den Preis der amerikanischen Kleinstadt, die nicht nur die Sketch-Story im C19 beherrschen sollte. Die Dorfliteratur ergriff wie in Europa vor Allem die Prosa, aber den Vers.

Zion kann aber auch psychologisch verstanden werden, die heulenden Wilden stecken auch in uns selber. Ein Priester Peter Bulkley wird bei Mather zitiert. Dieser ermahnte seine Zuhörer:


" Glorifie thou the word of the Lord, which has glorified thee. Take heed, least for neglect of either, God 'remove thy candlestick' out of the midst of thee; lest being now 'as a city upon an hill,' which many seek unto, thou be left 'like a beacon upon the top of a mountain,' desolate and forsaken.


Wie jedes Dorf auch Burg gegen Versuchungen ist, so bildet der Körper einen Panzer zum Schutz der reinen Seele. Reinheit gegen den Schmutz der Indianer bildet das seelische Grundmuster von Puritanismus und Rassismus. Jeder einzelne kann eine Stadt auf dem Hügel sein. Die Menora, der goldne Kerzenleuchter, verweist erneut auf den Tempel Salomons und auf die Erleuchtung durch sie. (John Locke hatte 12 Jahre zuvor den Leuchtturm – hier ein Bild der Einsamkeit - zum Symbol der Aufklärung und des Verstandes gemacht).

Ein weiteres Zitat schließt das typologische Netz von Stadt und Wildnis, von Burg und Tempel, von Reinheit und Schmutz zum Gottes-Staat:


„I might say, my skin is broken, and become loathsome; and there is no rest in my bones because of my sin, my loins are filled with a loathsome disease, and there is no soundness in my flesh ; by such a fold noisom, filthy disease, it well appeared, what I indeed was, as the prophet speaks, full of putrefying sores, it being at this time, 1 was as a city set upon a hill; that when I was attempting the pure and sacred work of the ministry, I should be surprized with that horrible disease! Do I begin to be some body in the world? God will make, me vile in the eyes of the whole country; God will humble me before the sun, and in the sight of all Israel. He will have me begin my ministry with this disease: He knows, that I have need of a great deal of purifying, before I come to that.“ A loathsome sinner shall have a loathsome sickness! And the grace of heaven that made this fit of sickness, to be considered thus as an humiliation by this eminent young man, then entering upon his ministry, did by continually infusing other thoughts full of humiliation into him, lay the foundation of stately
 superstructures. (IV, 4)


Mather zitierte hier aus dem Tagebuch eines Geistlichen, der sich mit Pocken angesteckt hatte und nun so vor seine neue Gemeinde treten sollte. Ekel und Schmutz führt zu einer Menge von Reinigungen – Körper und Geist - aber die Erniedrigung macht ihn schließlich reif, den Grund zu legen für den Überbau des neuen Gottes-Staates, der wie eine neue Burg stehen wird. „Burg“ sprich „Dominanz“. Die vier typologischen Gegensatzpaare, die sich um das Bild von Zion und seiner Tochter Jerusalem gruppieren, ziehen sich durch alle sieben Bücher der Magnalia. Die Reinigung von Staat, Gemeinde, Körper und Wildnis als Auftrag der Siedler auf dem nordamerikanischen Kontinent beherrscht bis heute noch viele Köpfe in den USA. Als neue Gegner gelten die Einwanderer und ihre Nachkommen. Die Vorstellung, einem charismatischen Führer zu folgen, um das Land zu erlösen, durchzieht bis heute die politische Rhetorik in den USA (Tuveson 1968; Anderson 2017, 413-40). Make America Great Again.

Drei weitere Elemente in Magnalia führen noch näher zur Sketch-Story. Da ist zunächst die Charakter-Skizze. Ein großer Teil des Buches ist mit Charakter-Skizzen von bedeutenden Männern gefüllt, Kirchenvätern, Magistraten und Gouverneuren. Sie gehören zu dem, was M. Bakhtin (1968) den biographischen Chronotop nannte: Zeit und Ort sind verknüpft durch Geschichte, die Protagonisten suchen die Wahrheit (quest), sie stehen unter dem Blick der Öffentlichkeit, ihre Leistungen sind denkwürdig. Sie sind historische Persönlichkeiten. Positive Charakterskizzen im englischen Spectator ab 1709 folgen demselben Muster, allerding säkulär. Zugleich führte Mather etwas Neues ein: er zitiert aus Tagebüchern der Geistlichen. Er bereicherte so die repräsentativen Portraits öffentlicher Männer um deren Innenleben. Die spezifisch puritanische Introspektion, die dauernde Selbstüberprüfung über den Stand der Erwähltheit, der Zugehörigkeit zum ‚Erwählten Volk‘, legt die Wurzeln zur psychologischen Charakterisierung, welche für viele Charakterskizzen der Folgezeit – etwa ab „The Minister’s Black Veil“ (1837) – typisch wird. Ralph Waldo Emersons Representative Men von 1850 übertrug dieses Legendenschema auf Helden wie Plato, Shakespeare oder Napoleon als säkulare oder politische Helden (und Führer), welche den Weltgeist verkörperten. Ihre Werke sind Wunder der Vergangenheit, welche immer noch präsent sind. Dieser Mehrdeutigkeit von Re-präsentation haftet bis heute der Legendenchararakter an: mimetisch-wunderbar-politisch.

Ähnlich durchbrach Mather die Historie, indem er sie typologisch unterlegte. Er verdoppelte sozusagen Zeit und Raum: Israel und Neuengland, Messias und puritanische Geistliche. Beide Verdopplungen transzendierten Zeit und Raum und schwächten gleichzeitig das Geschichtliche und Regionale. Die ‚Ausnahmesituation‘ Amerikas (exceptionalism) soll als unveränderlich gelten. Die typologische Unterlegung einer nationalen Erzählung bleibt bis ins C20 populär, ab 1945 auch durch antike Mythen.

Ein drittes Moment war das Übernatürliche. Prediger nutzten es, um Aberglauben in ihren Gemeinden zu kanalisieren. Umwelt oder menschliche Begegnungen: alles konnte zum Zeichen werden. Das begann mit der Verteufelung der Ureinwohner. Alles Fremde, Auffällige, Ungewöhnliche konnte ebenfalls ein Zeichen von Gottes Vorsehung (providence) sein: Befreiung oder Strafe.

Vor allem Strafe. Hier kommen die „Offenbarung“ des Johannes und das jüngste Gericht ins Spiel (Davidson 1977). Im C18 entwickelten die puritanischen Geistlichen ausführliche Berechnungen über die Chronologie der drohenden Strafen, die Wiederkehr von Christus vor oder nach dem „Tausendjährigen Reich“ und die Parallelen zur Geschichte. Sie machten ihren Gemeinden weis, sie lebten in den letzten Tagen vor dem Jüngsten Gericht (the latter days), und sie nutzen Überflutungem Erdbeben, Kometen, Feuer etc., um ihnen Angst zu machen. Auch C. Mather beteiligte sich an diesen Spekulationen.

Buch VI in Magnalia führt eine lange Reihe von Zeichen und Wunder als Erzählungen vor, in gewisser Seite die erste Anthologie von Kurzgeschichten aus den Kolonien. Meist aufgezeichnet von Pfarrern, teils eingesandt von Gemeindemitgliedern. Auch diese „übernatürlichen“ Anekdoten werfen einen sehr langen Schatten auf die literarische Entwicklung der Skizzen und Erzählungen bis hin ins C20. Hier einige Prototypen:


Chap; III; Ceraunius. Relating remarkables done by thunder. With a Brontologia Sacra, remarkably produced. 

Brontologia Sacra : The voice of the glorious God in the thunder, explained and applied, in a sermon, uttered by a minister of the gospel, in a lecture unto an assembly of Christians abroad, at the very same time when the thunder was, by the permission and providence of God, falling upon his own house. A discourse useful for all men at all times, but especially intended for an entertainment in the hours of thunder.
 Whatever the witch-advocates may make of it, it is a scriptural and a rational assertion, that in the thunder there is oftentimes by the permission of God, the agency of the devil. The devil is the prince of the air, and when God gives him leave, he has a vast power in the air, and armies that can make thunders in the air. We are certain that satan had his efficiency in it, when the fire of God or the lightning, fell upon part of Job's estate; how glad would he have been, if the good man himself had been in the way, to have been torn in pieces ? And perhaps it was the hellish policy of the wicked one, thus to make the good man suspicious that God was become his enemy. Popes that have been conjurers, have made fire thus come from heaven, by their confederacies with evil spirits; and we have in our own land known evil spirits, plainly discovering their concurrence in disasters thus occasioned. A great man has therefore noted it, that thunders break oftener on churches than any other houses, because the daemons have a peculiar spite at houses that are set a-part for the peculiar service of God.

Benjamin Franklin fand bekanntliche eine andere Erklärung. - Das natürliche Zeichen war ambivalent. Unglücksfälle konnten mit Gottes Erlaubnis von bösen Geistern (auch Hexen) stammen oder sie galten als Strafe Gottes. Das war Auslegungssache und damit ein mächtiges Instrument der Disziplinierung. Seit 1970 bereiten sich in den USA sog. Prepper jeden Tag auf den Weltuntergang vor. Die anderen sind verdammt. „Without the exercise of some fear, no real religion can be exercised.“ (Magnalia, VI, 5; fear kommt 256 mal vor). Predigten, Reiseberichte und Tagebücher üben und registrierten die Resonanz. Zeichne konnten auch Belohnung bedeuten: man stand unter einem speziellen Verttrag mit dem Dienstherrn (service). Der Regenbogen, z.B. stand für diesen Vertrag, Gottes Siegel. Samuel Sewall, der mit Mather nach England reiste, notierte sich jährlich Erscheinungen von Regenbogen, um sich schrittweise zu metereologischen Einsichten vor zu arbeiten. Zufälle (accidents), als Zwischenfälle eingeordnet (incidents), verketten sich bei Mather zu wunderbaren Ereignissen. Wunder erben aus der antiken Zauberei (Pauly 1975) dem magischen Chronotop. Odysseus betete und Zeus donnerte zur Antwort (Odyssee, xx). Heilige Brontologie.

Alle drei Elemente – das typologische, das psychologische und das übernatürliche – hinterließen Spuren in der protestantischen Arbeitsethik (Weber 1988) und in der Kurzprosa der USA, den Kurzgeschichten und den Sketch-Stories.

Figuren im Neuen Testament hatten ihre Präfigurationen im Alten. Figuren der Gegenwart hatten ihre im Neuen Testament. Mark Twain ironisierte das in The Innocents Abroad (1869) oder drehte die Analogie um: A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court (1889) präfiguriert die zerstörerische Industrialisierung seiner Zeit im Mittelalter. Sklaven sangen „Go down, Moses“ um ihren Wunsch auf Emanzipation auszudrücken. Faulkner nutzte das Spiritual als Titel seines Sketch-Romans (1942), um auf den rassistischen Verrat der McCaslin Familie an einem Angehörigen zu deuten. In „Tenth of December“ von G. Saunders (2013) rettet ein Kind einen Lebensmüden zwei Wochen vor Weihnachten. Es gibt auch heute noch eine biblische Weihnachtsgeschichte, in der ein Kind die Welt retten soll. Der puer aus Vergils Ekloge. Aber jährlich präfigurieren viele andere Weihnachts-Geschichten seit Irving und Dickens, welche durch die jährliche Dezemberausgabe von Zeitschriften wie mittelalterliche Legenden erscheinen. Figuren sterben in diesen Geschichten, werden geboren oder retten andere. Zunehmend treten Vereinsamung oder Tod in den Vordergrund. Aber der Protoyp blieb die Weihnachtsgeschichte, durch die darstellenden Künste verewigt als Geburt Christi (LdK 1996) und das Kirchenjahr.

In Magnalia folgen Erfüllungen von biblischen Parabeln wie der vom verlorenen Sohn, hier als Figur für Bekehrungen Krimineller kurz vor dem Tod. Eine eigenartige Interpretation der Parabel: Hinrichtung als Belohnung. Einige Dialoge mit diesen auf dem Weg zum Galgen wurden von Priestern aufgezeichnet, eine frühe Form des Interviews. Das Muster der Bekehrung von Sündern und Ungläubigen zieht sich auch durch die anderen Geschichten. Einererseits belohnen wundersame Rettungen zwölf Männern im offenen Boot. Dann wieder furchtbare Strafen Gottes für Sünden.

Viele weitere Sünden werden ausführlich erzählt. Da gibt es Monster, Sodomie mit Tieren, Ehebruch, eine 19jährige Gotteslästerin und Kindesmörderin, unerklärbare Zeichen und Wunder von unsichtbarer Hand (Poltergeist), falsche Pfarrer (con men) und andere Betrügereien (connery), schließlich der Umgang mit dem Teufel in Salem. Besonders die Hinrichtungen waren als öffentliches Spektakel sehr wirksam: „And she dy'd in a frame extreamly to the satisfaction of them that were spectators of it." Offensichtlich tat Aufklärung Not. (Addisons Zeitung The Spectator erschien sieben Jahre nach Magnalia).


The Spectator (1709)

Wichtigstes Vorbild für die frühen Zeitschriften in den Kolonien waren die beiden Londoner Zeitungen von Richard Steele und Joseph Addison: The Tatler (1709-11) und The Spectator (1711-12). Beide mischten Essays, Erzählungen, Briefe und Berichte, stark mit Andekdoten durchsetzt. Beide leisteten Aufklärung, popularisierten J. Locke, besonders einflussreich seine Ideen zur Imagination. Eine Rahmenerzählung zum regulären Kreis der Beiträger trug zur Fiktionalisierung und zum Schutz der beiden Autoren bei. Die Essays im Spectator waren unschwer als säkularisierte Form der Predigt zu erkennen: sie enthielten oft kurze Erzählung zur Illustration (das Exempel). Diese Rahmung von Erzählung durch Essay wird sich noch bei Irving, L. M. Child und Poe finden.

Der moralische Essay wurde so zum Hauptinstrument: “On devotion” (Nr. 234 mit eingelegtem platonischen Dialog), “On Death” (289), “On Imprudence” (293, mit einer eingelegten Parabel) “On Getting Rich” (316, enthält eine Serie von Beispielen), “On Cleanliness” (631, mit einer Geschichte über Mohammedanische Aberglauben) oder noch aufgeklärter “On Good Acts” (214), ein Essay, der ironisch mit einer Anekdote schließt, wie Erasmus zu Socrates betet. Ein Essay über Tanzen (67) zitiert ausführlich aus einem Dialog von Lukian. Ein anderer über Reime kommentiert einen Dialog aus den Colloquia (1518) von Erasmus. Antike und Renaissance wurden zu Vorbildern für eine aufgeklärte bürgerliche Öffentlichkeit.

Hinzu traten Charakterskizzen vorbildlicher Frauen oder despotischer Herrscher (298), teilweise als allegorische Personifikationen einer Tugend oder eines Laster (Fidelia Nr. 449). Moralische Erzählungen (moral tales) kontrastierten gern Gut und Böse. Manches erinnert noch an die Gesta Romanorum.

Auch beliebt waren Liebesgeschichten wie “Constantia and Theodosius”, eine aufgeklärte Legende von treuer Liebe über den Tod hinaus (164), aufklärerische Warnungen vor Leidenschaften wie Eifersucht gegen Vernunft (123, 215) oder vor der Wahl des falschen Ehepartners, offensichtlich an junge Leserinnen gerichtet (11, 322). Diese warnenden Beispiele (cautionary tales), die sich auch gegen Verführer, skrupellose Ausbeuter, kommerzielle Heiratsvermittler, allzu zögerliche Bewerber richteten (11, 322, 437, 584) bis hin zu tartarischen Frauenversteigerungen (511, wohl als satirischer Spiegel von europäischen Sklavenauktionen) hatten einen realen Hintergrund. Um 1700 heirateten Männer und Frauen früher als heute (23 bis 25 Jahre); sie starben auch früher (oft schon mit 45 Jahren). Protestanten wuchsen in Großfamilien auf, wurden oft schon mit zehn Jahren außer Haus gegeben in eine Lehre. Das hieß u. a.: viele junge Frauen trafen ihre Partnerwahl in einem Alter, wo sie bereits ein oder beide Elternteile verloren hatten (Gillis 1997). Die Liebesgeschichte als Partnerwahl sollte sich als eine Hauptlinie in der Genealogie der Kurzgeschichte behaupten. Ihr Prototyp war die Wahl von Paris zwischen den drei Göttinnen mit schwerwiegenden Folgen für Troja. In der Erzählung (Nr. 374) widersteht Amanda den Versuchungen eines Gentleman (über Briefe), bis er einwilligt, sie zu heiraten. Hier wird das Pamela-Schema von Samuel Richardsons Roman (1740) vorweggenommen, welches die erotischen und komischen Verführungsgeschichten bei Boccaccio vollständig verdrängte. Verstand hatte über die Einbildungskraft zu siegen. Obwohl die Geschlechterbeziehungen sich seitdem sehr geändert haben: die warnende Beratung zur Partnerwahl verschwand bis heute nicht aus den kurzen Fiktionen (J.C. Oates, B. Malamud, J Salinger).

Zur Liebesgeschichte traten Geschichten über eheliche Beziehungen wie Treue (499), Ehebruch (318), Gewalt in der Ehe (171) usw. Auch hier herrschten im Allgemeinen Männer über die Frauen. Aber in beiden Gruppen erscheinen die Beziehungen zugleich als Rivalität zweier Männer oder zweier Frauen. Die Paarbeziehung wird zum Trio. Konkurrenz tritt in vielen anderen Erzählungen auch wirtschaftlich oder politisch auf.

Am deutlichsten wird die Politik der Herausgeber (Addison und Steele waren aufgeklärte Whigs) in ihren Charakterskizzen zu Herrschern. Sie setzen in gewisser Weise Plutarchs (ca 46-120 n. Chr.) vergleichende Doppel-Charaktere und die Fürstenspiegel des Mittelalters und der Renaissance fort. So in: „Don Sebastian of Portugal“ (349), „Cyrus the Great“ (564) und vielen anderen (pseudonym betitelten, dh. fiktiven) Herrscherskizzen. Manchmal, zur ethnischen Spiegelung, ging es um orientalische Despoten. Diese moralische Bewertung von Herrschaft im Spiegel fremder Länder geht oft – wie der Essay - in kurze Erzählungen über. Solche thematisieren dann gesellschaftliche oder politische Macht direkt: der Rollenwechsel von Herr und Diener vor einem Besucher (88) Rivalität zweier Prediger um eine Gemeinde (221), ein Derwisch (Bettelmönch) rächt sich an dem Prinz, der seine Ehefrau verführt hat (578) usw.

Die Dominanz zwischen den Geschlechtern und den sozialen Klassen verschränkte sich dabei häufiger: die tugendhafte Amanda bekommt ihren Gentleman, der ehebrecherische Prinz seine Strafe, ein Sklavenhalter verkauft die Mutter seiner Kinder (mit den Kindern, 11). Ein gutes Beispiel, wie sich Classism, Ageism, Sexism and ethnischer Rassismus (CASE) durchdringen. Ein früher Protest gegen Sklaverei und Sexismus, angeblich eine wahre Geschichte.

Aber auch Motive der alten Schwänke und Streiche fehlen nicht in verschiedener Verkleidung: eine schlagfertige Antwort an den König (289), ein Trick, umsonst nach Paris zu reisen (316, aus Rabelais entlehnt) oder ein galanter Bett-Scherz zweier Damen in Frankreich (90). Tricks erscheinen auch in aufklärerischer Umkehrung (religious ruse): das wunderbare Grab eines Rosenkreuzers ist ein Betrug an den Glaubseligen (379), ein versuchter Ehebruch kann auch mit der Todesstrafe geahndet werden (491). Dialogisch beleuchtet ist der Trick nur ein anderes Wort für Streich. Trick und Betrug sind wie ein Tausch beim Händler: sie verteilen Gewinn und Verlust. Handlung kommt von Handeln.

[Noch älter sind die vielen Fabeln im Spectator, im Index zusammen mit den Parabeln aufgeführt. Hier treffen wieder starke Tiere auf listige. Schlagfertiges Antworten, schlaue Tricks oder plötzliche Springpunkte der Handlung gehören zum Standardschema der Herrschaftskritik, steuern aber auch die Solidarität zwischen Tieren. Wie bei den alten Sagen mischen sich auch hier Göttliches und Menschliches (“Jupiter and the Countryman”), oder Menschliches und Tierisches (“The Boys and the Frogs”).

Im ersten Beispiel widerruft Jupiter sein Gewähren eines (magischen) Wunsches, in einem anderen darf der Philosoph Menippus den Gebeten der Menschen an Jupiter zuhören. Also, es werden Gebets- und Wunderglauben satirisch vorgeführt wie bei Lukian. Die heidnische Spiegelung dient dem Schutz vor kirchlicher Zensur.

[# Es lassen sich viele weitere Erzählungen über den Index der Zeitschriften finden. Essays, Geschichten und Skizzen in The Spectator klären gleichermaßen auf, widersprechen sich aber auch. Damit kündigt sich das entstehende Konkurrenzprinzip in London an, so wie er auch im liberalen Rahmen der sechs Erzähler mit unterschiedlichen politischen Meinungen orchestriert ist.] The Spectator kritisiert liberal das gesamte soziale Ensemble der Verhältnisse und wurde damit zum Ausgangspunkt der Entstehung einer bürgerlichen Öffentlichkeit, nicht nur in den USA (Habermas 19xx). Fiktionalisierung (als Verkleidung, Spiegelung, Dialog) durchdringt die meisten Nummern des Spectator und verwischt die Grenzen zwischen Essay, Skizze und Erzählung in einer Weise, welche die Kurzfiktionen bis an das Ende des (19 prägen sollte.]

Wie Fiktionalisierung praktisch funktioniert zeigt sich im Essay “On Story-Telling” (538), der diese Tendenz aus dem Gespräch selber herleitet;


Surprise is so much the life of stories, that every one aims at it who endeavours to please by telling them. Smooth delivery, an elegant choice of words, and a sweet arrangement, are all beautiful graces ... However, a knowledge of the success which stories will have when they are attended with a turn of surprise, as it has happily made the characters of some, so it has been the ruin of the characters of others. There is a set of men who outrage truth, instead of affecting us with the manner of telling it; who overleap the line of probability, that they may be seen to move out of the common road; and endeavour only to make their hearers stare, by imposing them with a kind of nonsense against the philosophy of nature, or such heap of wonders told upon their own knowledge, as it is not likely one man should ever have met with. (46-47)


Dieses aufklärerische Bestehen auf Wahrheit werden die Generationen von Irving, Hawthorne und Poe als Herausforderung aufgreifen. Es folgen Beispiele aus dem Kaffeehaus, wo erzählt und Zeitung gelesen wird. Sie zeigen, wie so etwas (unter bürgerlichen Männern) funktioniert. Ein Thema wird von jemandem eingeführt, andere greifen es auf und übertreiben oder übertragen es: z. B. die Abneigung gegen Käse oder - immer wieder beliebt - schwarze Katzen, ein altes Symbol des Aberglaubens.


One had sweated at the sight of it, another had smelled it out as it lay concealed in a very distant cupboard, and he who crowned the whole set of these stories, reckoned up the number of times in which it had occasioned him to swoon away: 'At last', says he, 'that you may all be satisfied of my invincible aversion to a cat, I shall give an unanswerable instance. As I was going through a street of London, where I never had been till then, I felt a general damp and faintness all over me, which I could not tell how to account for, till I chanced to cast my eyes upwards, and found that I was passing under a sign-post on which the picture of a cat was hung. 48


Da bleibt nur Schweigen, rät Addison, oder Überbieten durch eine noch lächerlichere Geschichte. Das befreiende Lachen über den überwundenen Aberglauben bleibt das Prinzip der tall tale, der Lügenerzählung. Poe und Mark Twain würden Meister darin werden. Die sozialen Beziehungen der Figuren in den Geschichten spiegeln sich in der Situation ihrer Erzähler und Zuhörer wieder. Lügen- ud Geistergeschichten spalten ihr Publilkum: einige glauben das, andere nicht.

So reflektieren diese wiederum eine Grundposition, welche Lockes Sensualismus eingeführt hatte: die des Beobachters. Hinter dem ganzen Repertoire an Geschichten, Briefen Essays, Dialogen und Skizzen der (fiktiven) Herausgeber stand die Schulung des Publikums zur Inferenz. [Lesen schulte das Beobachten von menschlichen Beziehungen – öffentlichen wie privaten. Das Entdecken anderer Kulturen bei den ersten Kolonisatoren (Cpt. John Smith) wurde hier auf die eigene Gesellschaft gelenkt, sei es direkt vor Ort (Mode, Sklaverei, Betrug, Aberglaube) oder im Spiegel einer orientalischen Kultur. Die Zuschauerrolle der Presse, die hier entworfen wurde, sollte nachhaltige Wirkung haben. Von Irving bis zu H. James entwickelte sich eine Perspektive-Technik, welche das Publikum im Lesen und Schließen immer anspruchsvoller machen sollte. Erst mit G. Stein und E. Hemingway sollte ein Bruch mit dieser zunehmend didaktischen Zuschauerlenkung erfolgen. ]

Aus dem Rahmen der fiktiven Beiträger (welcher noch bei Irving und Poe auftauchte) ragt Mr. Spectator selbst heraus. Seine Beobachter-Rolle sollte das Skizzieren im C19 nachhaltig prägen. Zwei Skizzen, eine berichtend, die andere fiktiv, als Beispiele.

Eines Morgens machte sich der schlaflose Mr. Spectator, der in Richmond übernachtet hatte, auf, um per Schiff nach London zu fahren „with a resolution to rove by boat and coach for the next four-and-twenty hours, till the many objects I must needs meet with should tire my imagination“ (454). Eine Reiseskizze besonderer Art:

The hours of the day and night are taken up in the cities of London and Westminster, by people as different from each other as those who are born in different centuries. Men of six o'clock give way to those of nine, they of nine to the generation of twelve; and they of twelve disappear, and make room for the fashionable world, who have made two o'clock the noon of the day.

Zunächst beobachtet Mr. Spectator die Gärtner und rosigen Gärtnerinnen ab Bord. Sie fahren ihrer Waren zu den Hafenmärkten Londons. Die Ufer ziehn an ihm vorbei:

The banks on each side are as well peopled, and beautified with as agreeable plantations, as any spot on the eaith; but the Thames itself, loaded with the product of each shore, added very much to the landscape. It was very easy to observe by their sailing …

Um sechs landen sie alle an der Strandbridge, wo gerade die Tagesschicht der Kutscher die Nachschicht ablöst. Die Kutscher verständigen sich untereinander durch eine Gebärdensprache. Mr. S. nimmt sich eine Kutsche und lässt die einer hübchen Frau in einer anderen Kutsche verfolgen. Die Dame will sich vergeblich vor den lästigen Blicken ihres Verfolgers schützen, entkommt ihm schließlich. Der Kutsche klärt den Beobachter auf: sie ist ein „silk worm“, eine Ladenbesucherin, die nicht kauft. Sie kommt zurück.

Mr. S. steigt aus und geht zu Fuß. Wieder erfolgt ein Schichtwechsel:

The day of people of fashion began now to break, and carts and hacks were mingled with equipages of show and vanity ; when I resolved to walk it, out of cheapness ; but my unhappy curiosity is such, that I find it always my interest to take coach ; for some odd adventure among beggars, balladsingers, or the like, detains and throws me into expense. It happened so immediately : for at the corner of Warwick-street, as I was listening to a new ballad, a ragged rascal, a beggar who knew me. came up to me, and began to turn the eyes of the good company upon me, by telling me he was extremely poor, and should die in the street for want of drink, except I immediately would have the charity to give him six-pence to go into the next alehouse and save his life. He urged, with a melancholy face, that all his family had died of thirst.

Mr. S. flieht zu einer neuen Kutsche und lässt sich in die City fahren:

… and gay signs, well-disposed streets, magnificent : public structures, and wealthy shops adorned with contented faces, made the joy still rising till we came into the centre of the city, and centre of the world of trade, the Exchange of London.

Er beobachtet die feilschenden Händler und die hübschen jungen Frauen in den Modeläden und ist glücklich:


I, indeed, looked upon myself as the richest man that walked the Exchange that day; for my benevolence made me share the gains of ev^ry bargain that was made. It wasnot the least of my satisfaction in my survey, to go up stairs, and pass the shops of agreeable females ; to observe so many pretty hands busy in the folding of ribands, and the utmost eagerness of agreeable faces in the sale of patches, pins, and wires, on each side of the counters, was an amusement in which I could longer have indulged myself, had not the dear creatures called to me, to ask what I wanted, when I could not answer, only " To look at you."

Er geht anschließend in ein bescheidenes Wirtshaus (a five-penny ordinary) und wundert sich über die Gäste, die eben noch große Vermögen bewegt hatten, hier stumm und schüchtern ihre Suppe essen.

Kurz vor fünf kehrt er zu seiner „gewohnten Szene“, nämlich Coventgarden zurück, verbringt den Abend in seinem Stammlokal und hört den Gesprächen seiner Tischnachbar zu, bis der Nachtwächter auf der Straße „Nach zwei“ ausruft und Spectator den Heimweg antritt. Zuhause schreibt er dann auf, was er tagsüber gesehen hat.

Dies muss einer der ersten englischen Stadtskizzen sein. Mr. Spectator ist ein früher Vorläufer des Flaneurs. Er macht die Stadt zu seinem Spektakel, indem er sich durch sie bewegt. Er gliedert gleichzeitig den Tagesabläuf in vier Gruppen von Menschen und legt damit die sozialen Verkehrsformen offen: Männer-Frauen, Kutscher-Kunden, Banker-Bettler usw. Er lässt seine Imagination spielen und flicht Gedanken über typisch nationale Eigenschaften der Londoner ein. Er reist in London.

Und – das ist das Wichtigste – er hebt die Rolle des Schauens in diesem Spektakel hervor: er beschaut gerne hübsche Frauen (the gaze, der männnliche Blick), die vornehme Welt lässst sich in ihren eleganten Equipagen durch die Straßen fahren, junge Frauen verbringen ihren Vormittag damit, Mode zu besichtigen, ein Bettler zieht seine kleine Szene vor Zuschauern auf. Über allem trohnt die Börse, das ungleiche Tauschen von Blicken, Worten und Aktien. Entscheidend ist wie Mr. Sprectator sieht: Alles gerät ihm bei Aufschreiben zur Szene. „Szene“ kommt im Spectato 104 mal vor. Menschliches Handeln, Interaktionen werden zu Szenen gerahmt. Der Tag hat vier Akte und jeder Akt wird mit kleinen Szenen gefüllt. Diese Szenen werden visualisiert, mit der Imagination angereichert. Addison entlennt den Namen „Spetcator“ dem Theaterbesucher. Mit anderen Worten, die Theateraufführung stellt Muster für soziale Beobachtung und Einbildungskraft bereit. Addison reflektiert die ein einem berühmten Essay über Imagination, in welchem er diese auf Lockes Wahrnehmungstheorie gründet.

....

Vorgreifend noch ein Hinweis: viele kleinen Szenen eignen sich zur Ilustration. 120 Jahre später werden sie zu „Vignetten“ die Bücher wie das Sketchbook von Irving oder die Sammlung der Blätter von Fanny Fern schmücken. Mit der Litho- und Photographie steiere disch dr Bildanteil bis zur Illustrierten Zeitschrift.

Das zweite Beispiel ist ebenfalls eine Skizze, diesmal eine fiktive. Sie macht einen weiteren Beitrag zur Entwicklung des Skizzierens, den der Perspektive. Es geht um vier „Impressionen“ indischer Könige von London. Sie haben im Hotel ein paar Papiere hinterlassen (die Manuskriptfiktion). Hier ihre Beschreibung der Kathedrale von St. Paul (50). Übersetzt und zitiert:


" On the most rising part of the town there stands a huge house, big enough to contain the whole nation of which I am king. Our good brother E Tow O Koam, king of the Rivers, is of opinion it was made by the hands of that great God to whom it is consecrated. The kings of Granajah and of the Six Nations believe that it was created with the earth, and produced on the same day with the sun and moon. But for my own part, by the best information that I could get of this matter. I am apt to think that this prodigious pile was fashioned into the shape it now bears by several tools and instruments, of which they have a wonderful variety in this country. It was probably at first a huge misshapen rock that grew upon the top of the hill, which the natives of the country (after having cut into a kind of regular figure) bored and hollowed with incredible pains aud industry, till they had wrought in it all those beautiful vaults and caverns into which it is divided at this day. ... It is probable that when this great work was begun, which must have been many hundred years ago, there was some religion among this people ; for they give it the name of a temple, and have a tradition that it was designed for men to pay their devotion in. And indeed there are several reasons which make us think that the natives of this country had formerly among them some sort of worship, for they set apart every seventh day as sacred ; but upon my going into one of these holy houses on that day, I cold not observe any circumstance of devotion in their behaviour.

Es geht nicht etwa nur um das Lachen über die indischen Wahrnehmungsschemata – in Indien wurden tatsächlich Tempel aus Felsen herausgehauen – das Befremden der indschen Könige über die fremden Sitten der Londoner: im Tempel schreit ein Prediger herum. Die ersten Übersetzung der Tausendundeine Nächte war gerade erschienen und leitete die Welle der orientalischen Erzählungen ein, welche bis zu Poe reichte ("Shehezerade 1002nd tale“. In ihnen wurde – wie bei Voltaire – der eigenen Befangenheit in Vorurteilen und Wahrnehmungsschemata ein Spiegel vorgehalten: ein frühes Beispiel für Innocents Abroad von M. Twain.

Es geht auch nicht nur einfach um Verfremdung oder Toleranz für andere Glaubensrichtungen. Weitere Verfremdungen folgen: Politik, Theater, Moden usw. Hier sehen die drei Inder dasselbe Gebäude und glauben drei verschiedene Erklärungen zu haben. Dass Gott die Welt geschaffen hat, wie die Erde und die Sonne oder dass Menschen den Tempel gebaut haben glauben auch anglikanische Christen. Die aufklärerische Absicht zielt also tiefer: wenn drei Individuen ein Objekt betrachten, sehen sie unter Umständen drei verschiedene Sachen, selbst bei gemeinsamen Glaubenssätzen, welche ihre Imagination vorprägen. Das wird ein zentrales Verfahren der Prosaskizzen und der Erzählungen des C19: von C.B. Brown bis hin zu H.James: die Multiperspektive. Höhepunkt des multiperspektivischen Skizzierens ist „The Encantadas“ in Melvilles Piazza Tales (1856). Die Golddublone in Moby-Dick (1851), der Titelbuchstabe von The Scarlet Letter (1850) oder The Golden Bowl (1904) sind berühmte Beispiele in Romanen der USA.

Fassen wir zusammen. Neben den fiktiven Rahmenerzähler führt die Zeitschrift Spectator drei weitere Techniken in die angloamerikanische Literatur ein: das realistische Skizieren der Alltagswelt der Städte, die imaginativ angereicherte Beobachterrolle und die Möglichkeit der Multiperspektive, alle drei in aufklärerischer Absicht.

FRANKLIN


B. FRANKLIN

Der bekannteste und fast legendäre Vertreter der Aufklärung in den USA, schrieb abertausende Seiten von Kurzprosa (die Yale-Werkausgabe wuchs auf 37 Bände).

Dass Franklin den Blitzableiter erfunden hat, weiß heute jedes Schulkind in den USA. Es gab kein besseres Beispiel für Aufklärung: der uralte Aberglauben über Donner und Blitz erhielt hier eine Abfuhr. (Addison und Steele hatten sich bereits über den „Theaterdonner“ als speziellen Bühneneffekt lustig gemacht.)

Ebenso bekannt wurde seine Autobiographie, die ihr Ziel offen legte, eine bürgerliche Öffentlichkeit, und damit ein nationales Bewusstsein in den USA zu begründen. Ziel war auch persönlicher Erfolg als Bürger einer Gesellschaft (success). Mit 12 Jahren begann er seine Lehre als Drucker. Ab 15 schrieb er Zeitschriftbeiträge pseudonym als Witwe Dogood nach dem Vorbild von Addison und Steele. Mit 17 floh er vor der Zensur nach Philadelphia, wo er nacheinander eine Lesegesellschaft, eine Leihbücherei und eine eigene Zeitschrift gründete. Es folgten eine Zeitungskette, ein Almanach (unter Pseudonym), wissenschaftliche Gesellschaften und schließlich eine politische Laufbahn, die ihn zu einem der legendären “Gründungsväter” der USA machte.

Franklin war Aufklärer und Freimaurer. Er traf sich mit Voltaire. Er kannte die Schriften von Locke. Knapp einem Schiffbruch entkommen, schrieb er an seine Frau (17. 7. 1757): “Were I a Roman Catholic, perhaps I should on this occasion vow to build a chapel to some saint, but as I am not, if I were to vow at all, it should be to build a light-house.“

Seine Beiträge zur Kurzfiktion waren für ihn ebenfalls witzig, aber eher marginal, für den Tag geschrieben, sein Vorbild blieb der Spectator. Dennoch haben auch diese Texte eine breite Spur in der US Literatur hinterlassen. Es lohnt sich, seine Entwicklung von den Dogood Papers (1722) über Poor Richard’s Almanach (1733-58; später gesammelt als Way to Wealth 1760) bis hin zu seinen Satiren gegen die Kolonialmacht England kurz zu verfolgen.

Die Essays der Witwe Dogood antworteten säkular und satirisch auf Cotton Mathers Bonifacius, or Essays to Do Good (1710), die noch teils predigtartige, teils bereits aufklärerische Züge trugen. Es ging um praktische Sozialhilfe. Das Predigtmärlein wurde zum „Moral Tale“. Die Moral von der Geschichte wurde zunächst noch angehängt, konnte sich aber auch auf den Titel beschränken – „The Bad Boy“ – oder schließlich ganz verschwinden.

Meist genügte eine gute Tat als Exempel. Man konnte auch einen guten mit einem bösen Menschen kontrastieren, um einen Konflikt zu erzeugen. Statt einfach Charakterzüge aneinander zu reihen konnte man anekdotisch erzählen. Züge bewies man durch Handlungen. Solche Handlungen konnten einfache Charaktere demonstrieren oder komplexe mit widersprüchlichen Zügen: Typen oder Individuen. Fabeln und Parabeln zielten eher auf Typen. Exempla ließen sich zu Charakterskizzen ausbauen. Wie schon in der Antike entwickelten sich die individuelleren Porträts und Biographien (Plutarch, Theophrast) aus typischen Vorbildern (Pauly 1979). Typen stammten oft aus abstrakten Tugend- oder Sündenkatalogen, Ethiken oder biblischen Vorbildern.

Vielen Charakterskizzen nach 1800 kann man ihre Herkunft aus den moralischen Beispielen noch am Titel ablesen. Die meisten AutorInnen skizzierten beides: Individuen oder Typen:


IRVING: „Rip van Winkle“/„The Wife“ (1820)
HAWTHORNE: „David Swan”/„The Village Uncle”(1838)
POE: „Ligeia”/„The Man Who was Used Up“ (1838/39)
MELVILLE: „Benito Cereno“/„The Lightning -Rod Man“ (1856)
TWAIN „Johnny Greer“/„The Story of the Bad Little Boy“ (1874)
 
(eine Parodie auf die moralischen Exempla der Sonntagsschulen)
H. JAMES „Poor Richard” (1867)/„The Passionate Pilgrim“ (1877)
 
(als Echos auf Franklin oder Theokrit, Shakespeare, Bunyon)


Gegen Ende des C19 werden andere Titelformen häufiger. Aber die typische oder individuelle Charakter-Skizze blieben auch im C20 erhalten. Stein tauft sie einfach um in „Portraits“ (nach dem Vorbild von Picasso und Matisse):


STEIN: „Ada“(1908)/„A Portrait of One“(1912)
HEMINGWAY: „Mr. and Mrs. Eliot“/„The Battler“(1925)
FAULKNER: „Uncle Willie“(1935) /„All the Dead Pilots“(1931)
BARTH: „Ambrose His Mark“/„Life Story“(1968)
SILKO: „Tony’s Story“/„Yellow Woman“(1981)
 SAUNDERS: “Elliott Spenser”/”The Mom of Bold Action”(2022)


Von 1820 bis 2022 blieb die Charakterskizze so ein steter Träger der Sketch Story. Funktionen und Techniken änderten sich langsam und in der Zeit nach 1900 so erheblich, dass der terminologische Wechsel zu „Portrait“, den G. Stein vollzug, gerechtfertigt ist. Typen zeigen ihren Ursprung aus der Personifikation oft in ihren sprechenden Namen.

Die Witwe Silence Dogood lässt sich humorvoll über Schwächen der Kolonialgesellschaft aus, trifft einen populären Umgangston, legt kleine Erzählungen ein und verkleidet einen der Essays als eine allegorische Satire auf Harvard, in der er die puritanische Dominanz in dieser Universität kritisiert. (Franklin hatte nie eine Universität besucht, aber eine gegründet). Allegorie, Maske und Umgangssprache übernahm der junge Franklin von Addison und Steele, verschärfte die Satire und nutzte mehr Humor als seine Vorbilder. Sentimentales fehlt ganz, obwohl einige Leser, welche die Fiktion nicht durchschauten, der Witwe einen Heiratsantrag machten. Diese Lesertäuschung (hoax) eröffnet eine lange Serie von Späßen die Poe, Twain, James und Nabokov mit ihrem Publikum trieben. Es konnte zwar lesen, war aber noch sehr glaubselig. Die Obrigkeiten um 1720 waren weniger amüsiert, sperrten Franklins Bruder ein und zwangen Benjamin selbst zur Flucht.

Noch folgenreicher wurde der jährliche Almanach von Richard Saunders (niemand anders als Benjamin Franklin), der sich von Father Abraham, einer weiteren fiktiven Figur, als “Poor Richard” bezeichnen ließ (1733-58). Der Almanach sollte aufklärerisch die Zeichen und Wunder der puritanischen Geistlichen durch solide Wetter-Prognosen (“Bauernregeln”) und sonntägliche Bibelzitate durch volkstümliche Sprichwörter ersetzen.

Der Zusammenhang zwischen Sprichwörtern und Erzählungen war seit der persischen und arabischen Erzählkunst, seit der Bibel und dem Talmud immer schon eng gewesen. Das Sprichwort konnte an die Stelle des Essays treten: es schafft einen begrifflichen Rahmen für die Erzählung (im Panchatantra), so wie die Predigt für den Kasus. Die Beziehung zwischen Sprichwort und Erzählung kann sogar noch enger sein: Das Sprichwort selbst, wo konkret, ist eine Abkürzung für eine Geschichte und, wo abstrakt, eine klare Vorlage für Allegorie. (Louisa Alcott veröffentlichte 1868 Proverb Stories für Kinder.)

Franklin als “Poor Richard” war Meister in beiden Varianten, seine Sprichwörter sind in den Sprachschatz vieler US Amerikaner übergegangen.

Zuerst die abstrakt-allegorische Variante:

"Pride breakfasted with Plenty, dined with Poverty, and supped with Infamy."
"Experience keeps a dear school, but fools will learn in no other."
 "Lying rides upon Debt's back."

Das sind bereits drei Kurzfiktionen, eine besteht aus fünf Wörtern. Dazu die konkrete Variante:

"A ploughman on his legs is higher than a gentleman on his knees."
"Many estates are spent in the getting,
Since women for tea forsook spinning and knitting,
And men for punch forsook hewing and splitting."
 "The eye of the master will do more work than both his hands."


Wie die Briefstelle über den Leuchtturm lassen sich alle sechs Beispiele in kurze Erzählungen umformen. “Miss Pride” könnte eine Charakterskizze im Spectator sein. Der strenge Schulmeister wäre eine andere. Sie ließe sich kontrastiv als Geschichte schwänzender Schuljungen verfassen, die Narren der Schwänke. Oder nehmen wir den Gentleman auf seinen Knien: Klassenkampf, oder ist Arbeit besser als am Hof zu betteln? Familie war noch eine Produktionseinheit, in der Männer und Frauen ihre Arbeiten haben (Wersich 1995). Nicht nur Blutsverwandte. Tee und Punsch könnten ein warnendes Exempel für eine Erzählung vom Untergang einer Familie am Alkohol wie die der Sartoris bei Faulkner abgeben. Schließlich, das Auge des Beobachters kann einen Machtanspruch gegenüber dem Beobachteten haben: das des Meisters über die Hände: The Spectator, der distanzierte und überlegene Beobachter wird in die Arbeitsbeziehungen eingeführt. Aus Zuschauen wird Lockesches Beobachten. The Observer (London 1791-) setzt die Tradition noch heute fort.

Ein Aufklärer wie Franklin vergaß dabei die Geschäfte nicht:

The misfortune by a stroke of lightning I have in my former writings endeavoured to show a method of guarding against, by a chain and pointed rod, extending, when run up, from above the top of the mast to the sea. These instruments are now made and sold at a reasonable price by Nairne & Co. in London, and there are several instances of success attending the use of them. They are kept in a box, and may be ran up and fixed in about five minutes, on the apparent approach of a thunder gust.
 “Sundry maritime observations” 1785 (made on a ship voyage)


Verkäufer von Blitzableitern werden wir bei Melville und Twain wieder treffen. Auch sie treten in Masken auf. Franklin maskierte sich u.a. als Polly Baker, eine Frau, die zum 5. Mal vor Gericht steht wegen eines unehelichen Kindes. In ihrer Rede (1747 anonym veröffentlicht) protestiert sie vehement und ausführlich gegen die Anklage und krönt ihr Plädoyer mit dem Schluss:

Yes, Gentlemen, I venture to call it a Duty; ’tis the Duty of the first and great Command of Nature, and of Nature’s God, Increase and multiply: A Duty, from the steady Performance of which nothing has ever been able to deter me; but for it’s Sake, I have hazarded the Loss of the public Esteem, and frequently incurr’d public Disgrace and Punishment; and therefore ought, in my humble Opinion, instead of a Whipping, to have a Statue erected to my Memory.

Überwältigt, heiratet sie einer der Richter. Franklin gab sich erst später als Verfasser zu erkennen und damit seine Absicht, gegen die Ungerechtigkeit zu protestieren, dass Gerichte nur die Mütter, nicht aber auch die Väter unehelicher Kinder belangten, somit ein früher aufklärerischer Protest gegen die Diskriminierung von Frauen. Wie bei Witwe Dogood trifft Franklin genau den Ton einer einfachen Frau mit gesundem Menschenverstand (common sense). Sie mag keine treue Ehefrau sein, aber sie versteht mehr von Demokratie und Bevölkerungspolitik als ihre Richter und Schöffen. Hier legt Franklin einen Grundstein für etwas, das nach dem Unabhängigkeitskrieg immer häufiger als amerikanischer Humor bezeichnet wurde, welcher sich im 19c einen festen Markt im literarischen England verschaffte. Der demokratische Protest des Volkes gegen Ungleichheit gewinnt über die Vertreter der Obrigkeit, die Träger der Macht. Neben der Liebesgeschichte sollte die humorvolle Charakterskizze (Humoreske) als Monolog oder Erzählung eine Hauptlinie für Kurzfiktionen in den USA geworden. Sie stammt letztlich aus der komischen Anekdote im mündlichen Erzählen. Wir kennen sie schon von Theokrit.

Diese Abgrenzung vom englischen Humor fand ihren Höhepunkt im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Franklin wandte hier sein satirisches Rollenspiel, das er bei Addison und vor allem bei Jonathan Swift (“A Modest Proposal” 1729) gelernt hatte, gegen die englische Kolonialherrschaft. So spiegelte er in “A Prussian Edict” (1773) satirisch die Anmaßungen Englands in denen Preußens. In einem Dekret verfügt der preußische König für England nicht nur Exportzölle, verbietet Eisenverarbeitung, Wollexporte, Hut-Manufaktur, alles mit dem Argument, England sei ja zuerst von Germanen besiedelt worden. Er schließt majestätisch:


And lastly, being willing farther to favour our said colonies in Britain, we do hereby also ordain and command, that all the thieves, highway and street robbers, housebreakers, forgerers, murderers, s—d—tes, and villains of every denomination, who have forfeited their lives to the law in Prussia, but whom we, in our great clemency, do not think fit here to hang, shall be emptied out of our gaols into the said island of Great Britain, for the better peopling of that country.


Das alles im bürokratischen Stil der englischen Dekrete, welche so in ihrer ganzen Arroganz und Widersprüchlichkeit entlarvt werden (Germanen – Sodomiten). Humor wird ethnisch wie in den Berliner Witzen. Er karikiert ethnische Unterschiede oder das was Menschen für solche halten.

Franklin nutzte neben der Predigtparodie in Dogood, Father Abraham und Polly Baker gelegentlich auch Parabeln (1764) und Fabeln, aber das blieb seinen politischen und wissenschaftlichen Interessen untergeordnet. Eine dieser Parabeln sollte Abraham die Toleranz gegen Nichtgläubige lehren: als er einen solchen in die Wildnis schickt, ermahnt ihn Gott und zwingt ihn zur Wiedergutmachung. Listig gibt Franklin diese wohl eher persische Parabel als jüdische aus, wählt dafür eine biblische Erzählweise in durchgezählten Satz-Paragraphen. Ein Pastiche.

Manchmal nutzte Franklin auch den Dialog, um das Für und Wider eines umstrittenen Vorhabens zu erörtern (1730, 1730, 1755). Damit nutzte er das bewährte Mittel der Aufklärung, Kontroversen dialektisch anzugehen (Voltaire, Diderot). In einem Spätwerk “Dialogue between Franklin and the Gout”, einer Fazetie, unterzog Franklin sich einem belehrenden Gespräch mit seiner Gicht. Mit Parabel, Monolog, Dialog und Sprichwort legte er manche Grundlage für Kurzerzählungen in den USA.

Franklin machte Philadelphia zum Zentrum der Aufklärung in den englischen Kolonien. Die Quaker-Stadt, nicht Boston, führte die Kolonien in die Aufklärung. Er gründete 1744 die American Philosophical Society. Mitglieder waren u.a. Thomas Jefferson, George Washington, William Bartram,Thomas Paine. Die Gesellschaft legte damit auch den Grundstein für den Unabhängigkeitskrieg. Später wurde Charles Brockden Brown Übersetzer und Herausgeber für die Gesellschaft. 1822 wurde Alexander von Humboldt ausländisches Mitglied. Darwin nahm dessen Bücher 1831 mit auf seine Südamerika-Reise, wo er nach Humboldts Methode erste Belege für die Evolutionstheorie fand Wolf 2007, 275-77). Franklin war fast mit allen frühen Mitgliedern befreundet. Er war der Leuchtturm der Aufklärung in Nordamerika wie Voltaire für Europa.

W. Bartram

Wie Jefferson nutzte William Bartram die Jahre des Unabhängigkrieges zur Niederschrift seiner Ideeen. Er war 1777 auf einer Forschungsreise in den südlichen Kolonien vom Krieg überrascht worden. Das Entdecken des C17 war längst dem systematischen Ausforschen des C18 gewichen. Bartram folgte dem empirischen Programm von Francis Bacon und John Locke des Beobachten und Klassifizieren von Objekten. Die Natur war kein Theater. Sein Buch Travels through North and South Carolina, Georgia, East and West Florida, the Cherokee Country, the Extensive Territories of the Muscogulges or Creek Confederacy, and the Country of the Chactaws. Containing an Account of the Soil and Natural Productions of Those Regions; Together with Observations on the Manners of the Indians, erschienen 1791 in Philadelphia, sollte nicht nur die Reiseliteratur verändern. Es bildet zugleich den Übergang zur europäischen Romantik und deren romantizistischen Ablegern in den USA. Chateaubriand, Wordsworth und Colerige waren begeisterte Leser. Wordsworth soll sogar Bartrams Buch auf seine eigenen Reisen auf dem Kontinent mitgenommen haben. Seine Descriptive Sketches (1793) in Versen zeigen dessen Spuren. Coileridge nutzte sie in seinen Drogengedichten. Auch die Landschaftskizzen von Irving, Poe, Catlin, Thoreau und Melville sind ohne Bartrams Travels kaum zu denken. 

Neben langen Katalogen von vorgefundenen Pflanzen nach der Taxonomie von Linné (Bartram hatte schon früher zu dieser beigetragen) beschrieb Bartram auch Bodenbeschaffenheit, Landwirtschaft und Lebensweise der „Fünf Zivilierten Stämme“ in dessen Territorien, auf welche die amerikanischen Siedler es abgesehen hatten. Bartram war bei den Kaufverhandlungen dabei. Travels hat deshalb auch kolonialisierende Absichten wie die Beschreibungen bei Cpt. Smith und W. Byrd. Nur fielen hier Beobachten und Erobern zeitlich zusammen.

Es sind vor allem vier Aspekte in Travels, welche für die Entwicklung von Sketch Stories im C19 wichtig wurden: szenische Präsentation, Legendenbildung, Landschaftsmalerei, und Charakterisierung.

Gleich zum Anfang seiner Reise 1773 trifft Bartram im Wald, allein und unbewaffnet (er ist Quaker) den ersten Indianer:


 It may be proper to observe, that I had now passed the utmost frontier of the white settlements on that border. It was drawing on towards the close of day, the skies serene and calm, the air temperately cool, and gentle zephyrs breathing through the fragrant ines; the prospect around enchantingly varied and beautiful; endless green savannas, checquered with coppices of fragrant shrubs, filled the air with the richest perfume. The gaily attired plants which enamelled the green had begun to imbibe the pearly dew of evening; nature seemed silent, and nothing appeared to ruffle the happy moments of evening contemplation; when, on a sudden, an Indian appeared crossing the path, at a considerable distance before me. On percieving that he was armed with a rifle, the first sight of him startled me, and I endeavoured to elude his sight, by stopping my pace, and keeping large trees between us; but he espied me, and turning short about, sat spurs to his horse, and came up on full gallop. I never before this was afraid at the sight of an Indian, but at this time, I must own that my spirits were very much agitated: I saw at once, that, being unarmed, I was in his power, and having now but a few moments to prepare, I resigned myself entirely to the will of the Almighty, trusting to his mercies for my preservation; my mind then became tranquil, and I resolved to meet the dreaded foe with resolution and cheerful confidence. The intrepid Siminole stopped suddenly, three or four yards before me, and silently viewed me, his countenance angry and fierce, shifting his rifle from shoulder to shoulder, and looking about instantly on all sides. I advanced towards him, and with an air of confidence offered him my hand, hailing him, brother; at this he hastily jerked back his arm, with a look of malice, rage and disdain, seeming every way discontented; when again looking at me more attentively, he instantly spurred up to me, and with dignity in his look and action, gave me his hand. Possibly the silent language of his soul, during the moment of suspense (for I believe his design was to kill me when he first came up) was after this manner: “White man, thou art my enemy, and thou and thy brethren may have killed mine; yet it may not be so, and even were that the case, thou art now alone, and in my power. Live; the Great Spirit forbids me to touch thy life; go to thy brethren, tell them thou sawest an Indian in the forests, who knew how to be humane and compassionate.” In fine, we shook hands, and parted in a friendly manner, in the midst of a dreary wilderness; and he informed me of the course and distance to the trading-house, where I found he had been extremely ill-treated the day before. (i.3)

Bartram baut seine Begegnung spannend zur Szene auf. Er nutzt bereits durch Reiseberichte stark aufgeladene Wörter wie frontier, border, versetzt sie mit antiken christlichen und magischen Tupfern (zephyr, contemplation, enchanting) und steigert sie mit Superlativen (utmost, endless, richest). Auch happiness soll nicht fehlen. Dann kommt plötzlich die dramatische Wende: die Bedrohung, das gegenseitige Betrachten. Wahrnehmung und Spionieren ersetzt das eingängige Beobachten. Observe ist das Lockesche Schlüsselwort des Erzählers, welches die anderen Wahrnehmungen (aus der Retrospektive) rahmt. 

Die Spannung (suspense) der Handlung wird durch einen längeren inneren Monolog mit Empathie (the silent language of his soul) gedehnt, und die Szene mündet in einen Dialog, rein gestisch, aber mit einer imaginierten wörtlichen Rede des Gegners, der die Schlüsselwörter der Quaker verwendet: brethrenhumanecompassionate. Der Schlussatz fügt zwei weitere Schlüsselwörter (friendlywilderness) hinzu, welche die Quaker Tradition mit der puritanischen Umdeutung des biblischen Wortes der ‚Wildnis’ kontrastiert: der Seminole ist kein Teufel, er ist ein Mensch mit einer Ethik: man tötet keinen wehrlosen Mann. Der Humanismus der Aufklärung ist ein höherer Wert als die puritanische Intoleranz gegen andere Ethnien.Zwar fügt Bartram eine Seite später eine explizite Moral hinzu, macht die Szene rückwirkend zum Exempel, aber die Szene selbst vertraut ganz auf die Resonanz der Schlüsselwörter und verknüpft den Spannungsbogen mit einer (imaginierten) kognitven Wende beider durch die Interaktion. Gleichheit.

Vergleicht man das mit Addisons Reise von Richmond zum Covent Garden treten die neuen Elemente klar hervor. Addison nutzt die Theatertechnik der Auf- und Abtritte von Figuren und Szenenwechsel zur Variierung von Effekten. Es gibt keinen Spannungsbogen, keine Schlüsselwörter, wenig Resonanz – das Londoner Publikum erkennt die Schauplätze wieder – und keine kognitive Wende. Und es fehlt ganz die imaginäre Transformation der Schauplätze. Bei Bartram wird die eingangs eingeführte Grenzlandschaft (frontier) zur furchtbaren Wildnis. Bartram steuert unsere Emotionen, um uns zur Identifizierung mit ihm (und dem misshandelten Seminolen) zu führen. Zur Toleranz: wir sind alle Menschen.

Dies wird zu einem weiteren Aspekt, nicht nur der Short Story, sondern auch der Sketch Story: imaginäre Transformation von Schauplätzen und emotionale Steuerung durch szenische Organisation, das Szenarium. Eine längere deskriptive Einleitung, welche eine menschliche Interaktion vorbereitet, zu einem Wendepunkt führt, der die Figuren und das Publikum zum Dialog und einer neuen Erkenntnis führt. Poe hat das Verfahren 1846 theoretisiert, aber Irving, Hawthorne und Child hatten es schon vor ihm praktiziert. Und noch Meville verbindet seine Piazza Tales mit dem Schlusswort : „O Humanity“. Der Humanismus von Franklin, Jefferson und Bartram wird im C19 zu einer Waffe gegen Theokratie, Sklaverei, Patriarchat, Ausbeutung und Genozid.

Ein zweiter Aspekt in Tales hat Spuren hinterlassen. Die Weite und Unbekanntheit des Kontinents machte koloniale Reiseberichte aller Art interessant (Spiller 1974). Bartam beobachte nicht nur Pflanzen sondern auch Chickasaws, Choktaws, Creeks, Seminolen und Cherokees. Diese standen bis 1830-50, als sie gezungen wurden umzusiedeln, westlich des Mississippi. Eine der vielen ethnischen Säuberungen durch die US Regierung. Für Bartram waren diese Kulturen ein Gegenbeispiel zur heulenden Wildnis von Cotton Mather. Die fünf zivilisierten Stämme lebten in permanenten Dörfern, hatten lokale Regierungen und Rathäuser, betrieben Landwirtschaft und Handel mit einander. Und wie die neuen Siedler aus Europa hatten sie ihre Legenden. 

The river St. Mary has its source from a vast lake, or marsh, called Ouaquaphenogaw, which lies between Flint and Oakmulge rivers, and occupies a space of near three hundred miles in circuit. This vast accumulation of waters, in the wet season, appears as a lake, and contains some large islands or knolls, of rich high land; one of which the present generation of the Creeks represent to be a most blissful spot of the earth: they say it is inhabited by a peculiar race of Indians, whose women are incomparably beautiful; they also tell you that this terrestrial paradise has been seen by some of their enterprising hunters, when in pursuit of game, who being lost in inextricable swamps and bogs, and on the point of perishing, were unexpectedly relieved by a company of beautiful women, whom they call daughters of the sun, who kindly gave them such provisions as they had with them, which were chiefly fruit, oranges, dates, &c. and some corn cakes, and then enjoined them to fly for safety to their own country; for that their husbands were fierce men, and cruel to strangers: they further say, that these hunters had a view of their settlements, situated on the elevated banks of an island, or promontory, in a beautiful lake; but that in their endeavours to approach it, they were involved in perpetual labyrinths, and, like enchanted land, still as they imagined they had just gained it, it seemed to fly before them, alternately appearing and disappearing. They resolved, at length, to leave the delusive pursuit, and to return; which, after a number of inexpressible difficulties, they effected. When they reported their adventures to their countrymen, their young warriors were enflamed with an irresistible desire to invade, and make a conquest of, so charming a country; but all their attempts have hitherto proved abortive, never having been able again to find that enchanting spot, nor even any road or pathway to it; yet they say that they frequently meet with certain signs of its being inhabited, as the building of canoes, footsteps of men, &c.

Dieses Paradies auf Erden kombiniert viele Züge des biblischen: Frauen, Obst, bezaubernde Landschaften, unerreichbare Lage … es illustriert den pursuit of happiness. Und es verklärt die Vergangenheit der Creek als Jäger und Nomaden, illustriert deren Konflikte um geeignete Jagdgründe. Keine Mythen also, sondern Legenden um magische, verlorene Orte. Kein Jägerlatein, sondern narrative Verklärung der offenen Grenze, der Weite des Landes und seiner Gewässer. Die Legende mag bereits christliche Einflüsse haben, aber sie zeigt auch die Menschlichkeit der Creeks und ihrer jungen Krieger.

Die Umdeutung der puritanischen Wildnis in eine bezaubernde Grenze hat vor allem die Romantiker in Europa beeindruckt. Sie erfolgt (wie in den Legenden) durch imaginäre Transformation. Drei Beispiele, zuerst die Landschaftsmalereien.

These floating islands present a very entertaining prospect: for although we behold an assemblage of the primary productions of nature only, yet the imagination seems to remain in suspence and doubt; as in order to enliven the delusion, and form a most picturesque appearance, we see not only flowery plants, clumps of shrubs, old weather-beaten trees, hoary and barbed, with the long moss waving from their snags, but we also see them completely inhabited, and alive, with crocodiles, serpents, frogs, otters, crows, herons, curlews, jackdaws, &c. There seems, in short, nothing wanted but the appearance of a wigwam and a canoe to complete the scene. II.4

Hier stoßen wissenschaftliche Beobachtung und Imagination aufeinander. Die zu beobachtenden Gegendstände (assemblage) fügen sich zu einer malerischen Erscheinung: der Erscheinung eines Bildes. Mit dem „Pittoresken’ führte Bartram ein romantisches Schlüsselwort des späten C18 ein (Hussey 1927; Hipple 1957), das die erste Hälfte des Jahrhunderts dominieren sollte (Ringe 1971). Der Begriff stammt ursprünglich aus der italienischen Malerei, die dann mit Claude Lorrain und Salvatore das Modell bildeten. Er siedelte sich in Frankreich und England zwischen den ästhetischen Kategorien des Schönen und Erhabenen an als eine ländliche Vermittlung beider, als Versöhnung von Mensch und Natur: Ruine und Wald, Schiff und Meer, Hafen und Bucht usw. Bei Bartram sehen wir die Anfänge, allerdings mit gleitenden Übergängen bis ins europäiscje C10 (Duby/Lardreau 1982, 144-52). Seine Kataloge, scheinbar ungeordnet, fügen sich zu einer evolutionären Kette: über Pflanzen und deren Verfall zu bewegenden Tieren, die darin leben, bis hin (imaginär) zum Wigwam und Kanu. Ein Ökosystem. Doch die menschliche Erscheinung bleibt eine Täuschung. Wissenschaftliche Beobachtung und Imagination halten sich in gegenseitiger Spannung: erst die Illusion schafft das Pittoreske: ein Wahrnehmungsschema aus der Kunst überlagert die Wahrnehmung der Wirklichkeit oder die Skizzierung einer solchen (Mitchell 1994, 35-82). Wieder ist es die Spannung zwischen zwei Wahrnehmungsweisen – hier der biologischen und der ästhetischen – die das romantische Naturgefühl vorbereitet. Ein weiteres Beispiel des Pittoresken:

A magnificent grove of stately pines, succeeding to the expansive wild plains we had a long time traversed, had a pleasing effect, rousing the faculties of the mind, awakening the imagination by its sublimity, and arresting every active, inquisitive idea, by the variety of the scenery and the solemn symphony of the steady western breezes, playing incessantly, rising and falling through the thick and wavy foliage. The pine groves passed, we immediately find ourselves on the entrance of the expansive airy pine forests, on parallel chains of low swelling mounds, called the Sand Hills; their ascent so easy, as to be almost imperceptible to the progressive traveller, yet at a distant view before us in some degree exhibit the appearance of the mountainous swell of the ocean immediately after a tempest; but yet, as we approach them, they insensibly disappear, and seem to be lost, and we should be ready to conclude all to be a visionary scene, were it not for the sparkling ponds and lakes, which at the same time gleam through the open forests, before us and on every side, retaining them on the eye, until we come up with them. And at last the imagination remains flattered and dubious, by their uniformity, being mostly circular or elliptical, and almost surrounded with expansive green meadows; and always a picturesque dark grove of Live Oak, Magnolia, Gordonia, and the fragrant Orange, encircling a rocky shaded grotto of transparent water, on some border of the pond or lake; which, without the aid of any poetic fable, one might naturally suppose to be the sacred abode or temporary residence of the guardian spirit; but is actually the possession and retreat of a thundering absolute crocodile. Arrived early in the evening at the Halfway pond, where we encamped and stayed all night. II.6

Ein Creek Dorf in Georgia im Januar 1778: Detailliert ethnographische Beschreibung als Narrativ

Ankunft, Begrüßung durch Häuptlinge, Versammlungssaal (nur für Männer), Bauweise (Vergleich mit Cherokee), Sitzordnung (nach Klassen), Trink- und Rauchrituale, der Platz vor dem Versammlungssaal, die Gebäude (das Rathaus), deren Bemalung:

The pillars and walls of the houses of the square were decorated with various paintings and sculptures; which I suppose to be hieroglyphic, and as an historic legendary of political and sacerdotal affairs: but they are extremely picturesque or caricature, as men in variety of attitudes, some ludicrous enough, others having the head of some kind of animal, as those of a duck, turkey, bear, fox, wolf, buck, &c. and again those kind of creatures are represented having the human head. These designs were not ill executed; the outlines bold, free and well proportioned.

Aus Diplomatie finden sich keine Kommentare zur Sklaverei im Süden. Es ging um Handelspartner. Erst ganz am Schluss des Buches, nach dem Wort FINIS fügte Bartram noch eine Fußnote hinzu:

Chunk yard, a term given by the white traders, to the oblong four square yards, adjoining the high mounts and rotundas of the modern Indians.—In the centre of these stands the obelisk, and at each corner of the farther end stands a slave post or strong stake, where the captives that are burnt alive are bound.

Die pittoreske Sichtweise modifiziert das Skizzieren in einer folkloristischen Fußnote.




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